Unbekannt (19.Jhd), Porträt des Räubers Johann Karraseck, 1803, Rad. Biedermeie

800,00 

Am 6. August 1800 wurde der sogenannte „Räuberhauptmann“ Johann Karraseck (1764-1809) in Seifhennersdorf bei Zittau verhaftet und wegen zahlreicher Raubüberfälle 1803 zu lebenslanger Haft verurteilt. Eigentlich ein Krimineller unter vielen seiner Zeit, hat sich dennoch um ihn ein wahrer Räuberkult gebildet, der ihn zu einem sächsischen Robin Hood stilisierte. All dies gehört in das Reich der Legendenbildung. Diebstahl, Gewalt und Mord prägten das Leben des Räubers, der wohl einer ganzen Gruppe von Verbrechern vorstand. Doch bereits zeitgenössische Quellen benutzen ihn als Symbolfigur einer Modeerscheinung, die bis in unsere Zeit hinein in dem von der Gesellschaft zu Unrecht ausgegrenzten Dieb den Verwirklicher einer Sozialutopie sieht, die bewusst als Gegenmodell zu den jeweiligen herrschenden Zuständen geschaffen wurde. Dass diese Räuberromane zur Erbauung des gebildeten Bürgertums jegliche Übereinstimmung mit der Realität missen müssen, ist evident. Dafür sind sie aber wichtige Projektionsflächen, um ein gewisses Unbehagen an der sozialen Wirklichkeit im Schutzraum der Kunst zu artikulieren. Unsere Graphik eines geübten aber nicht näher zu bestimmenden Künstlers reiht sich in diese Mythologisierung des Räubers ein. Im Typus einem graphischen Gelehrtenporträt vergleichbar, wie es um 1800 häufig anzutreffen ist, wird Karraseck nicht als Verbrecher charakterisiert, sondern als zu verehrende Person. Als Attribute sind ihm, Christus vergleichbar, seine Marterwerkzeuge beigegeben.

Beschreibung

Unbekannt (19. Jahrhundert), Porträt des Räubers Johann Karraseck, 1803, Radierung

  • Technik: Radierung auf Papier
  • Stempel: Verso Sammlerstempel, Lugt Nr.: 3549. Erhard Oskar Kaps. Leipzig. 20. Jahrhundert, 19. Jahrhundert
  • Bezeichnung: oben mittig datiert: „1803“
  • Datierung: 1803
  • Beschreibung: Am 6. August 1800 wurde der sogenannte „Räuberhauptmann“ Johann Karraseck (1764-1809) in Seifhennersdorf bei Zittau verhaftet und wegen zahlreicher Raubüberfälle 1803 zu lebenslanger Haft verurteilt. Eigentlich ein Krimineller unter vielen seiner Zeit, hat sich dennoch um ihn ein wahrer Räuberkult gebildet, der ihn zu einem sächsischen Robin Hood stilisierte. All dies gehört in das Reich der Legendenbildung. Diebstahl, Gewalt und Mord prägten das Leben des Räubers, der wohl einer ganzen Gruppe von Verbrechern vorstand. Doch bereits zeitgenössische Quellen benutzen ihn als Symbolfigur einer Modeerscheinung, die bis in unsere Zeit hinein in dem von der Gesellschaft zu Unrecht ausgegrenzten Dieb den Verwirklicher einer Sozialutopie sieht, die bewusst als Gegenmodell zu den jeweiligen herrschenden Zuständen geschaffen wurde. Dass diese Räuberromane zur Erbauung des gebildeten Bürgertums jegliche Übereinstimmung mit der Realität missen müssen, ist evident. Dafür sind sie aber wichtige Projektionsflächen, um ein gewisses Unbehagen an der sozialen Wirklichkeit im Schutzraum der Kunst zu artikulieren. Unsere Graphik eines geübten aber nicht näher zu bestimmenden Künstlers reiht sich in diese Mythologisierung des Räubers ein. Im Typus einem graphischen Gelehrtenporträt vergleichbar, wie es um 1800 häufig anzutreffen ist, wird Karraseck nicht als Verbrecher charakterisiert, sondern als zu verehrende Person. Als Attribute sind ihm, Christus vergleichbar, seine Marterwerkzeuge beigegeben.
  • Schlagworte: Porträt, DeutschlandZittau, Biedermeier, 1800-1849
  • Größe: 23,4 cm x 16,2 cm, Darstellung: 22,2 cm x 14,8 cm
  • Zustand: Guter Zustand. Im Rand minimal fleckig, kleine Quetschfalte oben links. Winziger Knick unten links in der Ecke.

 



 

English Version:

 

Unknown (19th century), Portrait of the robber Johann Karraseck, 1803, Etching

  • Technique: Etching on Paper
  • Stamp: Verso Collector’s stamp, Lugt no.: 3549. Erhard Oskar Kaps. Leipzig. 20th century, 19th century
  • Inscription: dated at the top centre: „1803“.
  • Date: 1803
  • Description: On 6 August 1800, the so-called „robber chief“ Johann Karraseck (1764-1809) was arrested in Seifhennersdorf near Zittau and sentenced to life imprisonment for numerous robberies in 1803. Actually a criminal among many of his time, a veritable robber cult nevertheless formed around him, stylising him as a Saxon Robin Hood. All this belongs to the realm of legend. Theft, violence and murder characterised the life of the robber, who probably presided over a whole group of criminals. Yet even contemporary sources use him as a symbolic figure of a fad that, right up to our own time, sees in the thief, unjustly marginalised by society, the realiser of a social utopia that was deliberately created as a counter-model to the prevailing conditions at the time. It is evident that these robbery novels for the edification of the educated bourgeoisie must lack any correspondence with reality. On the other hand, they are important projection surfaces for articulating a certain discomfort with social reality in the shelter of art. Our graphic work by a skilled but indeterminable artist is part of this mythologisation of the robber. Comparable in type to a graphic portrait of a scholar, as frequently encountered around 1800, Karraseck is not characterised as a criminal, but as a person to be revered. His attributes, comparable to those of Christ, are his instruments of torture.
  • Keywords: 19th century, Biedermeier, Portraits, Germany,
  • Size: 23,4 cm x 16,2 cm (9,2 x 6,4 in), Depiction: 22,2 cm x 14,8 cm (8,7 x 5,8 in)
  • Condition: Good condition. Minimally stained in margin, small box pleat upper left. Tiny crease in lower left corner.

Zusätzliche Information

Produkt Besonderheiten

Datum
Zeitraum
Technik
Material
Thema
Kunststil
Stadt