HECHT (*1843) nach SCHWIND (*1804), Wieland der Schmied, 1850, Rad. Romantik

650,00 

Wenige Künstler des 19. Jahrhunderts haben sich so hingebungsvoll dem bizarren Fabulieren hingegeben wie Moritz von Schwind. Seine von Märchenwesen bevölkerten Bildwelten ergehen sich in einer grotesk gesteigerten Ausschmückung, die weder vor dem Personal noch vor der Umgebung halt macht. Sein Rübezahl ist hierfür ein treffendes Beispiel: Der schrullige Einsiedler mit seinem Lanzen-Bart und der riesigen Herku-les-Keule durchstreift in seinen Holzpantinen einen verwunschenen Wald, in dem jeder Baum ebenso viel Charakter hat wie Rübezahl selbst. Je knorriger und verschlungener, desto besser. Dieses Aufgehen in dem Durcheinander der Linien, die sich zu immer komplexeren Gebilden verdichten, findet man auch in den beiden anderen hier gezeigten Blättern und es ist das große Verdienst von Wilhelm Hecht gerade diese Art mit jeder einzelnen Linie zu erzählen, nachvollzogen zu haben. Im Blatt Wieland der Schmied findet sie sich in den Felsen wieder und bei Sankt Wolfgangs Kirchenbau sind es das üppige Blatt-werk und die einzelnen Äste, die in ihrer Dynamik zu eigenständigem Personal werden. Gerade solch ein Blatt zeigt aber auch Schwinds hohe Begabung für die pointierte Darstellung. Der sich abmühende und hechelnd dem Betrachter die Zunge rausstreckende Teufel wird kongenial mit dem Heiligen kontrastiert, der in sich ruhend die Maurerkelle bereit hält und dabei fast schon selbst zum Bauschmuck geworden ist. Gleiches gilt für den Rübezahl, der in seiner schrulligen Wanderschaft so viel in sich ruhende Unbekümmertheit offenbart, die Schwind durch kleine Details wie die runter gerutschten Socken oder die Knochen in der Hosentasche verdeutlicht. Alle drei Gemälde Schwinds, nach denen Wilhelm Hecht die vorliegenden Graphiken schuf, erwarb Adolf Friedrich Graf von Schack für seine Sammlung. Rübezahl und St. Wolfgang gehörten zu einem 25 Bilder umfassenden Konvolut, das er 1869 direkt vom Künstler kaufen konnte. Schwind nannte sie Reisebilder und schuf sie ohne Auftraggeber aus privatem Anlass. Dies mag auch das unkonventionelle Erscheinungsbild dieser Bilder erklären. Hier konnte er sich ganz seiner Lust am Phantastischen überlassen und in skurrilen Formen und Bildwelten schwelgen.

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Beschreibung

Wilhelm Hecht (1843 Ansbach – 1920 Linz/Donau) nach Moritz von Schwind (1804 Wien – 1871 München), Wieland der Schmied, 1850, Radierung

  • Technik: Radierung und Kupferstich auf Chinapapier, aufgewalzt auf Papier
  • Bezeichnung: Unten im Druck signiert: “M. v. Schwind Fect / W. Hecht sct.”. unten links in der Platte bezeichnet: “M. v. Schwind fect.”, unten rechts in der Platte signiert: “W. Hecht sct.”, unten bezeichnet: “Wieland der Schmied.”
  • Datierung: 1850
  • Beschreibung: Wenige Künstler des 19. Jahrhunderts haben sich so hingebungsvoll dem bizarren Fabulieren hingegeben wie Moritz von Schwind. Seine von Märchenwesen bevölkerten Bildwelten ergehen sich in einer grotesk gesteigerten Ausschmückung, die weder vor dem Personal noch vor der Umgebung halt macht. Sein Rübezahl ist hierfür ein treffendes Beispiel: Der schrullige Einsiedler mit seinem Lanzen-Bart und der riesigen Herku-les-Keule durchstreift in seinen Holzpantinen einen verwunschenen Wald, in dem jeder Baum ebenso viel Charakter hat wie Rübezahl selbst. Je knorriger und verschlungener, desto besser. Dieses Aufgehen in dem Durcheinander der Linien, die sich zu immer komplexeren Gebilden verdichten, findet man auch in den beiden anderen hier gezeigten Blättern und es ist das große Verdienst von Wilhelm Hecht gerade diese Art mit jeder einzelnen Linie zu erzählen, nachvollzogen zu haben. Im Blatt Wieland der Schmied findet sie sich in den Felsen wieder und bei Sankt Wolfgangs Kirchenbau sind es das üppige Blatt-werk und die einzelnen Äste, die in ihrer Dynamik zu eigenständigem Personal werden. Gerade solch ein Blatt zeigt aber auch Schwinds hohe Begabung für die pointierte Darstellung. Der sich abmühende und hechelnd dem Betrachter die Zunge rausstreckende Teufel wird kongenial mit dem Heiligen kontrastiert, der in sich ruhend die Maurerkelle bereit hält und dabei fast schon selbst zum Bauschmuck geworden ist. Gleiches gilt für den Rübezahl, der in seiner schrulligen Wanderschaft so viel in sich ruhende Unbekümmertheit offenbart, die Schwind durch kleine Details wie die runter gerutschten Socken oder die Knochen in der Hosentasche verdeutlicht. Alle drei Gemälde Schwinds, nach denen Wilhelm Hecht die vorliegenden Graphiken schuf, erwarb Adolf Friedrich Graf von Schack für seine Sammlung. Rübezahl und St. Wolfgang gehörten zu einem 25 Bilder umfassenden Konvolut, das er 1869 direkt vom Künstler kaufen konnte. Schwind nannte sie Reisebilder und schuf sie ohne Auftraggeber aus privatem Anlass. Dies mag auch das unkonventionelle Erscheinungsbild dieser Bilder erklären. Hier konnte er sich ganz seiner Lust am Phantastischen überlassen und in skurrilen Formen und Bildwelten schwelgen.
  • Schlagworte: Mythologie, Deutschland, Romantik, 1850-1899
  • Größe: 32,2 cm x 26,1 cm, Druckplatte: 27,5 cm x 19,8 cm, Darstellung: 18,6 cm x 13,7 cm
  • Zustand: Sehr guter Zustand. Altersgerecht.

 



 

English Version:

 

Wilhelm Hecht (1843 Ansbach – 1920 Linz/Danube) after Moritz von Schwind (1804 Vienna – 1871 Munich), Wieland the Smith, 1850, Etching

  • Technique: Etching and Copper engraving on , rolled-on on Paper
  • Inscription: At the lower part signed in the printing plate: “M. v. Schwind Fect / W. Hecht sct.”. Inscribed in the plate at lower left: “M. v. Schwind fect.”, signed in the plate at lower right: “W. Hecht sct.”, inscribed at lower right: “Wieland der Schmied.”.
  • Date: 1850
  • Description: Few artists of the 19th century indulged in bizarre fabrications as devotedly as Moritz von Schwind. His pictorial worlds populated by fairy-tale creatures indulge in grotesquely heightened embellishment that stops at neither the staff nor the surroundings. His Rübezahl is an apt example: the cranky hermit with his lance-beard and huge Hercules club roams in his clogs through an enchanted forest in which every tree has as much character as Rübezahl himself. The gnarlier and more intricate, the better. This absorption in the jumble of lines, which condense into ever more complex structures, can also be found in the other two prints shown here, and it is to Wilhelm Hecht’s great credit that he has understood precisely this way of narrating with each individual line. In Wieland der Schmied (Wieland the Blacksmith) we find it in the rocks, and in Sankt Wolfgangs Kirchenbau (St. Wolfgang’s Church) it is the lush foliage and the individual branches that, in their dynamism, become independent personalities. But it is precisely such a sheet that shows Schwind’s great talent for trenchant depiction. The devil struggling and panting, sticking his tongue out at the viewer, is congenially contrasted with the saint, who, at peace, holds the trowel at the ready and has almost become a building decoration himself. The same applies to Rübezahl, who in his quirky wanderings reveals so much carefree abandon, which Schwind illustrates with small details such as the socks that have slipped down or the bones in his trouser pocket. All three of Schwind’s paintings, after which Wilhelm Hecht created the present prints, were acquired by Adolf Friedrich Graf von Schack for his collection. Rübezahl and St. Wolfgang belonged to a group of 25 paintings that he was able to buy directly from the artist in 1869. Schwind called them travel pictures and created them without a commissioner for a private occasion. This may also explain the unconventional appearance of these pictures. Here he was able to abandon himself entirely to his lust for the fantastic and indulge in whimsical forms and pictorial worlds.
  • Keywords: 19th century, Romanticism, Mythology, Germany,
  • Size: 32,2 cm x 26,1 cm (12,7 x 10,3 in), Plate: 27,5 cm x 19,8 cm (10,8 x 7,8 in), Depiction: 18,6 cm x 13,7 cm (7,3 x 5,4 in)
  • Condition: Very good condition. Age-appropriate.