C. CLAUSEN (1862-1911), Häusliche Szene, 1890, Federzeichnung Realismus

1.100,00 

Der dänische Maler Christian Clausen schilderte hauptsächlich wirklichkeitsgetreue Szenen aus dem alltäglichen Leben in der Hauptstadt Kopenhagen. So gewährt er uns auch in diesem Blatt Einblick in einen zwar weniger repräsentativen denn privaten, heimeligen Ort: einen Hauswirtschaftsraum mit dem großen Zuber, dem Waschbrett, den Bottichen unter den Waschtischen und dem Trockenschrank an der Wand darüber. Die Wände, Türen, Decken und der Boden sind zum größten Teil aus Brettern gezimmert. Die bauliche Situation der einfachen Szene erlaubte Clausen auch eine kleine Kaprice, denn sein Interesse bei dieser Darstellung galt offensichtlich auch dem besonderen Reiz der geometrischen Ausrichtung der Baumaterialien, vor allem der verschiedenen Bretterarten im Raum, die er mit besonderer Detailgenauigkeit wiedergibt. Dieser Kunstgriff ist sicherlich auch seiner 1880 begonnenen Architektenausbildung geschuldet. Die Präzision der Zeichnung und Klarheit der Komposition legt den Gedanken an die Arbeiten seines Landsmannes Christoffer Wilhelm Eckersberg nahe. Die ruhige Stimmung, das In-sich-Verharren wiederum rückt das Blatt in die Nähe der melancholisch-mysteriösen Interieurs seines ebenfalls aus Dänemark stammenden Zeitgenossen Vilhelm Hammershøi.
Im Vordergrund, wo die Bodenbretter mit den Fliesen zusammentreffen, sitzt die Hauskatze, die gerade durch die am rechten Bildrand geöffnete Türe geschlüpft sein mag. Die Hausfrau steht an dem vom Tageslicht erhellten Fenster und scheint mit dem Abwasch beschäftigt. Sie hält jedoch gerade in ihrer Arbeit inne und trocknet sich gedankenverloren die Hände an der Schürze. Ihr Blick ist auf das Fenster gerichtet. Der romantisch-sehnsuchtsvolle Charakter des Fensterblicks bricht hier allerdings ebenso wenig durch, wie die Melancholie der stillen Einsamkeit. In ihrer Haltung in dem profanen Winkel bleibt sie ausdrücklich im Hier und Jetzt verankert. Ob sie sich einem Tagtraum hingibt oder sehnend auf die Straße blickt, kann der Betrachter nicht entschlüsseln, denn der Künstler stellt die Frau nicht nur mit dem Rücken zu uns dar, er verdeckt dazu noch die linke, dem Fenster zugewandte Körperhälfte durch eine Stütze des Deckenbalkens und der Blick aus dem Fenster bleibt leer. Es ist der eigenen Vorstellungskraft überlassen, den Gemütszustand der Dame zu erraten.

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Beschreibung

Christian Valdemar Clausen (1862 Kopenhagen – 1911 Frederiksberg), Häusliche Szene, 1890, Federzeichnung

  • Technik: Lavierte Federzeichnung auf Papier
  • Bezeichnung: unten rechts signiert und datiert: “Christian Clausen. 90.”
  • Datierung: 1890
  • Beschreibung: Der dänische Maler Christian Clausen schilderte hauptsächlich wirklichkeitsgetreue Szenen aus dem alltäglichen Leben in der Hauptstadt Kopenhagen. So gewährt er uns auch in diesem Blatt Einblick in einen zwar weniger repräsentativen denn privaten, heimeligen Ort: einen Hauswirtschaftsraum mit dem großen Zuber, dem Waschbrett, den Bottichen unter den Waschtischen und dem Trockenschrank an der Wand darüber. Die Wände, Türen, Decken und der Boden sind zum größten Teil aus Brettern gezimmert. Die bauliche Situation der einfachen Szene erlaubte Clausen auch eine kleine Kaprice, denn sein Interesse bei dieser Darstellung galt offensichtlich auch dem besonderen Reiz der geometrischen Ausrichtung der Baumaterialien, vor allem der verschiedenen Bretterarten im Raum, die er mit besonderer Detailgenauigkeit wiedergibt. Dieser Kunstgriff ist sicherlich auch seiner 1880 begonnenen Architektenausbildung geschuldet. Die Präzision der Zeichnung und Klarheit der Komposition legt den Gedanken an die Arbeiten seines Landsmannes Christoffer Wilhelm Eckersberg nahe. Die ruhige Stimmung, das In-sich-Verharren wiederum rückt das Blatt in die Nähe der melancholisch-mysteriösen Interieurs seines ebenfalls aus Dänemark stammenden Zeitgenossen Vilhelm Hammershøi.
    Im Vordergrund, wo die Bodenbretter mit den Fliesen zusammentreffen, sitzt die Hauskatze, die gerade durch die am rechten Bildrand geöffnete Türe geschlüpft sein mag. Die Hausfrau steht an dem vom Tageslicht erhellten Fenster und scheint mit dem Abwasch beschäftigt. Sie hält jedoch gerade in ihrer Arbeit inne und trocknet sich gedankenverloren die Hände an der Schürze. Ihr Blick ist auf das Fenster gerichtet. Der romantisch-sehnsuchtsvolle Charakter des Fensterblicks bricht hier allerdings ebenso wenig durch, wie die Melancholie der stillen Einsamkeit. In ihrer Haltung in dem profanen Winkel bleibt sie ausdrücklich im Hier und Jetzt verankert. Ob sie sich einem Tagtraum hingibt oder sehnend auf die Straße blickt, kann der Betrachter nicht entschlüsseln, denn der Künstler stellt die Frau nicht nur mit dem Rücken zu uns dar, er verdeckt dazu noch die linke, dem Fenster zugewandte Körperhälfte durch eine Stütze des Deckenbalkens und der Blick aus dem Fenster bleibt leer. Es ist der eigenen Vorstellungskraft überlassen, den Gemütszustand der Dame zu erraten.
  • Schlagworte: Dänemark, Kopenhagen, Zeichnung, Tusche, Feder, Interieur, Inneraum, Küche, Frau, Haus, Raum, Zimmer, Katze, Heim, Trachten, Genre, Dänemark, Realismus, 1850-1899
  • Größe: 19,2 cm x 24,8 cm
  • Zustand: Guter Zustand. Papier etwas gebräunt und schwach flekig.

 



 

English Version:

 

Christian Valdemar Clausen (1862 Copenhagen – 1911 Frederiksberg), Domestic scene, 1890, Pen drawing

  • Technique: Washed Pen drawing on Paper
  • Inscription: Signed and dated lower right: “Christian Clausen. 90.”
  • Date: 1890
  • Description: The Danish painter Christian Clausen mainly depicted realistic scenes from everyday life in the capital Copenhagen. In this painting, he gives us a glimpse of a private, homely place that is less representative: a utility room with a large tub, a washboard, vats under the washbasins and a drying cupboard on the wall above. The walls, doors, ceilings and floor are mostly made of boards. The structural situation of the simple scene also allowed Clausen a small caprice, for his interest in this depiction was obviously also directed at the special charm of the geometric alignment of the building materials, especially the different types of boards in the room, which he reproduces with particular attention to detail. This artifice is certainly also due to his training as an architect, which began in 1880. The precision of the drawing and clarity of the composition suggest the works of his compatriot Christoffer Wilhelm Eckersberg. The calm mood, the inward persistence, in turn, brings the print close to the melancholic-mysterious interiors of his contemporary Vilhelm Hammershøi, who also came from Denmark.
    In the foreground, where the floorboards meet the tiles, sits the house cat, which may have just slipped through the door open at the right edge of the picture. The housewife is standing at the window, which is lit by daylight, and seems to be busy washing the dishes. However, she has just paused in her work and is thoughtfully drying her hands on her apron. Her gaze is fixed on the window. The romantic, yearning character of the window gaze does not break through here, however, nor does the melancholy of quiet loneliness. In her posture in the mundane corner, she remains explicitly anchored in the here and now. The viewer cannot decipher whether she is indulging in a daydream or gazing longingly at the street, for the artist not only depicts the woman with her back to us, he also covers the left half of her body facing the window with a support of the ceiling beam and the view out of the window remains empty. It is left to one’s own imagination to guess the lady’s state of mind.
  • Keywords: Denmark, Copenhagen, drawing, ink, pen, interior, interior, kitchen, woman, house, room, room, cat, home, 19th century, Realism, Costumes, Denmark,
  • Size: 19,2 cm x 24,8 cm (7,6 x 9,8 in)
  • Condition: Good condition. Paper somewhat browned and faintly stained.

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